Das Schlimmste, was man sich und der Welt antun kann,
ist die Gleichgültigkeit gegenüber den politischen Verhältnissen.

Stéphane Hessel

(1917–2013)

Widerstandskämpfer, Überlebender des KZ Buchenwald, Mitverfasser der UN-Charta der Menschenrechte, Publizist

Thüringer Bündnisse, Initiativen und Netzwerke gegen Rechts

Thüringen bleibt weiter Rechtsrock-Hochburg in Deutschland

Die Vernetzung der Thüringer Bündnisse, Initiativen und Netzwerke gegen Rechts blickt besorgt auf die Entwicklung im Land.

Am kommenden Samstag beginnt in Hildburghausen die Rechtsrock-Open-Air-Saison in Thüringen. Bis Juli sind insgesamt mindestens vier große Veranstaltungen dieser Art geplant. Damit werden auch 2016 wieder tausende Neonazis nach Thüringen reisen, um hier ihre Hass-Musik öffentlich zu hören. Rechtsrock-Open-Airs sind nichts Neues in Thüringen, schon seit Anfang der 2000er Jahre finden hier jährlich die Neonazi-Open-Air-Veranstaltungen statt.

Zu Hochzeiten waren es tausende Neonazis, die hier bei zunehmendem zivilgesellschaftlichen Widerstand ihre Hetz-Musik konsumieren konnten. Nach einem enormen Rückgang der Veranstaltungen und Teilnehmerzahlen ist die Rechtsrock-Szene offenbar wieder auf dem Vormarsch. Für 2015 registrierte Mobit landesweit 46 Konzerte und Liederabende in Thürinhen, im Vorjahr waren es nur 27 derartige Veranstaltungen.

Gleich vier neonazistische Großveranstaltungen sind für dieses Jahr in Thüringen angekündigt. Am kommenden Samstag, den 7. Mai, für Hildburghausen, am 28. Mai für Leinefelde, am 11. Juni in Sömmerda und am 2. Juli in Sondershausen. Diese Veranstaltungen werden nicht nur tausende Neonazis nach Thüringen locken sondern der Szene auch reichlich Geld in die Kassen spülen. „Es ist erschreckend, wie selbstverständlich und offen Neonazis sich und ihre Hass-Musik in der Öffentlichkeit in Thüringen präsentieren dürfen“, so die Sprecher*innen der Vernetzung, Romy Arnold, Bernd Stoppe und Harald Zeil. Gerade in Zeiten, in denen extrem rechte Angriffe und Gewalttaten immer weiter zunehmen, wird damit der Soundtrack der Gewalt in Thüringen ganz offen abgespielt. „Um diesem offenen Hass etwas entgegenzusetzen, sind sowohl Politik, Verwaltung als auch die Zivilgesellschaft gefragt“, heißt es weiter.

Erfreulich sei, dass hier wiederum besonders zivilgesellschaftliche Akteure vor Ort unermüdlich Widerstand leisten. So richtet das Bündnis „Solidarität bringts“ (Solibri) am 14. Mai ein Open-Air-Fest unter dem Motto „Open air for open hearts“ aus um für Weltoffenheit und mehr Miteinander zu werben. Auch in Leinefelde engagieren sich Aktive im Bündnis „Eichsfeld gegen Rechts“ seit Jahren gegen die Ausrichtung des sogenannten Eichsfeldtags. „Gesellschaftliches Engagement vor Ort ist unerlässlich, um deutlich zu machen, dass Nazis in Thüringen nicht willkommen sind. Je mehr Menschen offen Gesicht zeigen, umso eher können solche Feste in Zukunft verhindert werden“, werben die Bündnissprecher*innen abschließend. Sonst, so die Befürchtung, entstünde womöglich der Eindruck, dass Nazifeste in Thüringen bereits zur Normalität geworden sind. Auch kreative Formen des Zivilen Ungehorsams waren und sind dabei legitime Mittel des Protestes.