Das Schlimmste, was man sich und der Welt antun kann,
ist die Gleichgültigkeit gegenüber den politischen Verhältnissen.

Stéphane Hessel

(1917–2013)

Widerstandskämpfer, Überlebender des KZ Buchenwald, Mitverfasser der UN-Charta der Menschenrechte, Publizist

Thüringer Bündnisse, Initiativen und Netzwerke gegen Rechts

Lothar König erhält Thüringer Demokratiepreis

Pressemitteilung der Vernetzung der Thüringer Bündnisse, Initiativen und Netzwerke gegen Rechts zur Verleihung des 1. Thüringer Demokratiepreises.

Die Thüringer Sozialministerin Heike Taubert wird am Samstag, den 15. Juni 2013 inmitten der zivilgesellschaftlichen Aktionen gegen die Naziveranstaltung „Tag der nationalen Jugend“ in Kahla den ersten Thüringer Demokratiepreis verleihen. Hauptpreisträger ist der Jenaer Stadtjugendpfarrer Lothar König. Die weiteren Preisträger sind das Bürgerbündniss gegen Rechts in Eisenach, mit Uwe Adler ein Aktivist des Weimarer Bürgerbündnisses gegen Rechts und der Schulübergreifende Projekttag Weimarer Schülerinnen und Schüler.
Die Vernetzung der Thüringer Bürgerbündnisse, Initiativen und Netzwerke gegen Rechts begrüßt die Nominierung von Lothar König und der anderen Preisträger_innen für den Thüringer Demokratiepreis 2013.

Dazu die Sprecher_innen Madeleine Henfling und Harald Zeil: „Preisträger_innen und der Ort der Preisverleihung sind ein ermutigendes und richtiges Zeichen an alle die sich gegen Nazis, Rassismus und jegliche andere Spielart gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit engagieren.“
„Wir begrüßen die Nominierung von Lothar König als Hauptpreisträger für den in diesem Jahr erstmalig zu vergebenden Thüringer Demokratiepreis ganz ausdrücklich“, so Harald Zeil und Madeleine Henfling.

Lothar König trat schon vor der Wende gegen einen repressiven DDR-Staat ein und organisierte Montagsdemonstrationen. Seit 1990 ist er in der JG-Stadtmitte in Jena tätig und hat dieses Jugendzentrum, nachdem Neonazis die Räumlichkeiten verwüstet hatten, neu aufgebaut. Er engagiert sich politisch gegen Rechts, arbeitet mit alternativen Jugendlichen und erntete dafür gerade in den 1990ern wenig Anerkennung, sondern Unverständnis und Ablehnung.

Es folgten mehrere neonazistische Übergriffe auf die JG-Stadtmitte, und schließlich wird Lothar König 1997 von Burschenschaftlern schwer verletzt, die Narbe sieht man heute immer noch.
Mit dem Bekanntwerden des NSU und seiner Mordserie wurde vielen bewusst, dass es Lothar König und die Junge Gemeinde Stadtmitte waren, die als eine der Ersten zu Beginn der 90er Jahre die akzeptierende Jugendarbeit gegenüber rechtsradikal eingestellten Jugendlichen als Irrweg erkannten, sich konsequent Nazis entgegenstellten und sich für eine offensive Auseinandersetzung mit Alltagsrassismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus in der Mitte unserer Gesellschaft einsetzten, um so den Nazis ihre Anknüpfungsmöglichkeiten zu nehmen. Mit dem Thüringer Demokratiepreis wird genau diese Arbeit nun auch von höchster politischer Ebene in Thüringen gewürdigt.

In Sachsen scheint ein solcher Erkenntnisprozess deutlich länger zu dauern. Seit April diesen Jahres läuft gegen Lothar König ein Verfahren am Amtsgericht Dresden wegen des Vorwurfes des schweren Landfriedensbruchs, den er während der erfolgreichen Proteste gegen den Naziaufmarsch in Dresden am 19. Februar 2011 begangen haben soll.

„Wir halten diesen Prozess und die darin aufgeführten Vorwürfe gegen Lothar König für eine Farce. Für uns steht fest, mit diesem Prozess steht nicht nur Lothar König vor Gericht, sondern alle, die sich gegen Neonazis engagieren, auf die Straße gehen und Gesicht zeigen!
Deshalb ist es ein richtiges und gutes Zeichen, dass Lothar König und sein Engagement mit dem Thüringer Demokratiepreis gewürdigt werden sollen. Für uns eine klare Absage an sächsische Verhältnisse. Und eine klare Ansage an die Thüringer Zivilgesellschaft: „Es ist richtig und wichtig, sich gegen Neonazis und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit zu wehren. Auch wenn man dabei unbequem ist“, so Henfling und Zeil.

„Wir gratulieren Lothar König und den anderen Preisträger_innen ganz herzlich zu diesem Preis und hoffen, dass sich dieses Zeichen der Unterstützung engagierten zivilgesellschaftlichen Handelns gegen Neonazis und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit auch in der künftigen Politik der Thüringer Landesregierung widerspiegeln wird“, erklären Henfling und Zeil abschließend.

Erfurt, den 13. Juni 2013