Fast genau ein Jahr ist es nun her, als die neonazistische Partei „Der Dritte Weg“ am 1. Mai 2015 die an diesem Tag deutschlandweit größte Nazidemonstration in Saalfeld veranstaltete. Ca. 700 Neonazis folgten dem Aufruf und eskalierten an mehreren Stellen in der Stadt.
Einige Antifaschist*innen wurden dabei schwer verletzt und selbst die Polizei musste mit Tränengas und Pfefferspray auf die massive Gewalt der rechten Demonstrationsteilnehmer*innen reagieren. Seit diesem Aufmarsch haben sich in Saalfeld neue neonazistische Strukturen gebildet und gefestigt, junge Nachwuchskamerad*innen fühlten sich bestätigt und traten seitdem selbstbewusster und häufiger in Saalfeld auf. Doch nicht nur in Saalfeld trieben sie ihr Unwesen. Auf verschiedenen neonazistischen Demonstrationen im Saalfelder Umland, sowie in Pößneck, Gera und Jena wurden sie immer wieder gesehen. Zwei junge Nachwuchskameraden aus Saalfeld/Gorndorf beteiligten sich außerdem zusammen mit ca. 250 weiteren Neonazis an den pogromartigen Ausschreitungen in Leipzig Connewitz am 11. Januar diesen Jahres.
Auch im Internet versuchen sie sich zwanghaft, z.B. als gefährliche „Anti-Antifa Ostthüringen“, zu inszenieren. Dieser Inszenierung folgten nun Taten in Form gewalttätiger Aktionen. Seit den ersten Nazidemonstrationen (u.a. einem Fackelmarsch vor der Unterkunft für Geflüchtete in Rudolstadt) von Thügida im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt Ende 2015, stieg auch die Zahl der Übergriffe auf vermeintlich politische Gegner*innen und Geflüchtete. Besonders fällt auf, dass sich die Übergriffe in den meisten Fällen gegen Minderjährige richteten.
In den letzten Monaten und Wochen nahmen diese Übergriffe drastisch zu. Jugendliche wurden von in Mehrzahl auftretenden Neonazis attackiert, es gab verschiedene Einschüchterungsversuche an den Wohnorten von vermeintlichen Antifaschist*innen, zahlreiche Nazi-Schmierereien (Hakenkreuze inklusive) im Landkreis, immer wieder Farb– und Pryoattacken auf das linke Jugend- und Wahlkreisbüro Haskala von Katharina König und erst vergangenen Freitag randalierten zwei stadtbekannte Neonazis im Gorndorfer Stadtteilzentrum, in dem ein Mitglied des Bündnisses „Zivilcourage und Menschenrechte“ im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt (zumsaru) arbeitet. Es war ein Angriff mit Ansage, denn eine Woche zuvor wurde der Mitarbeiter von eben jenen Neonazis beim Einkaufen bedroht und zudem eine Kundgebung der Kampagne „last days of april“ gestört.
Es ist festzustellen, dass sich gerade im Saalfelder Stadtteil Gorndorf eine Radikalisierung und Verjüngung der Neonaziszene manifestiert, die scheinbar auch gut vernetzt mit anderen Nazis ist (z.B. aus Kahla). Zudem mischen Nazis, die schon in den 90er Jahren in Saalfeld/Gorndorf ihr Unwesen trieben, bei diesen jungen Leuten mit. Trauriger Höhepunkt der damaligen Gewalt war ein rechts motivierter Mord vor nun 18 Jahren. Mit eben diesem Blick auf die Vergangenheit und auf die aktuellen Entwicklungen ist es umso wichtiger ein klares Zeichen gegen faschistische Umtriebe zu setzen und genau dort aufzutreten, wo sich die neuen und alten Nazis in Sicherheit wähnen.
Wegsehen und Schweigen lässt die Betroffenen von Gewalt und Einschüchterung alleine und ermutigt Täter zu weiteren Aktionen. Außerdem verstärkt es die seltsame Ansicht, neonazistische Ideen wären einfach nur eine Spielart innerhalb der Demokratie. Deswegen rufen wir zu einer antifaschistischen Demonstration am 29. April in Saalfeld/Gorndorf auf. Wir zeigen dadurch unsere Solidarität mit den Betroffenen rechter Gewalt und wirken der Etablierung eines „Nazi-Kiezes“ entschlossen entgegen! Wir haben keinen Bock auf Angsträume, in denen sich Menschen nicht mehr frei bewegen können und wir zeigen den Nazis, dass sie mit ihrer Taktik scheitern werden.
Außerdem sehen wir diese Demonstration als Auftakt für ein ereignisreiches Wochenende im Rahmen der Kampagne „Nationalismus ist keine Alternative“, die am 30. April den Bundesparteitag der AfD in Stuttgart und den Aufmarsch der Neonazipartei „Der dritte Weg“ am 1. Mai in Plauen verhindern will.
TIME TO ACT!
Kommt alle am 29. April 2016 um 17 Uhr nach Saalfeld/Gorndorf, Parkplatz Rathenaustraße und zeigt eure Solidarität!
(Quelle: © Initiative „Kein Platz für Angsträume“)