Demokratie kann man keiner Gesellschaft aufzwingen, sie ist auch kein Geschenk, das man ein für allemal in Besitz nehmen kann. Sie muss täglich erkämpft und verteidigt werden.

Heinz Galinski

(1912–1992)

Vorsitzender des Zentralrates der Juden in Deutschland 1988-1992

Thüringer Bündnisse, Initiativen und Netzwerke gegen Rechts

Thüringenweites Gedenken an die Opfer des Terroraktes in Halle (Saale)

Liebe engagierte Menschen, der Anschlag eines Rechtsextremisten auf eine jüdische Synagoge und der Tod zweier Menschen in Halle am 9. Oktober 2019 haben uns sehr betroffen gemacht. Unsere Gedanken sind bei den Hinterbliebenen der Opfer. Unsere Gedanken sind aber auch bei den ca. 80 Besucher*innen der Synagoge, die nur durch ein großes Glück vor dem Tod bewahrt worden sind.

Wir als Engagierte der Bündnisse, Initiativen und Netzwerke gegen Rechts in Thüringen kennen die Gefahren, die von Menschen wie dem Hallenser Täter ausgehen können. Sei es der Überfall in Ballstädt, der mordende NSU oder die Hetzjagden in Chemnitz. Die Umfragen des Thüringen-Monitors zeigen schon lange, dass ca. 20 Prozent der Thüringer ein rechtsextremes Weltbild haben. Es ist demnach kein Rechtsruck, der durch unsere Gesellschaft geht, sondern dieses rechtsextreme Weltbild ist jetzt wieder spür- und hörbar und zum Vorschein gekommen. Es war immer da!

Ein Grund dafür ist auch das Agieren der AfD! „Am Anfang war das Wort!“ Nichts, was nicht ausgesprochen worden ist, kann in die Tat umgesetzt werden. Dies gilt für das Gute, wie auch für das Böse! Die AfD und im Besonderen Björn Höcke, hetzen gegen Fremde, Migrant*innen, Juden und Jüdinnen und alle Menschen, die nicht in ihr Weltbild passen. Rechtsextreme wie der Täter von Halle sehen sich in ihrer kranken Ideologie bestätigt und begehen dann solche abscheulichen Taten. Diesen Anschlag in Halle hat ein Täter ausgeführt, aber er ist kein Einzeltäter. Die AfD, als geistige Brandstifterin und alle AfD-Wähler*innen tragen eine Mitschuld an dieser grausamen und feigen Tat.

Wir wollen zusammen den getöteten Menschen dieses Terroranschlages und den Juden und Jüdinnen, die zum Glück nicht dasselbe Schicksal der Opfer von Christchurch ereilte, mit thüringenweiten Veranstaltungen gedenken. Wir rufen dazu auf, sich am Freitag den 11. Oktober 2019 um 19 Uhr an einem würdigen Ort zusammenzufinden und Kerzen zu entzünden. Auch sollten wir ein gemeinsames Bekenntnis ablegen, in diesen Zeiten, wo die Menschenwürde bei vielen Leuten nicht mehr an Wert hat.

Dieses Bekenntnis ist das Freiheitsgelöbnis, welches zur Freiheitsglocke in Berlin gehört. Die Freiheitsglocke läutete am 3. Oktober 1990 die Wiedervereinigung Deutschlands ein. Am 13. September 2001 läutete die Freiheitsglocke aus Anlass der Terroranschläge am 11. September 2001. Seit vielen Jahrzehnten erklingt diese Glocke jeden Sonntag um 11:59 Uhr im Radio gefolgt von den Worten: „Ich glaube an die Unantastbarkeit und an die Würde jedes einzelnen Menschen. Ich glaube, dass allen Menschen (von Gott) das gleiche Recht auf Freiheit gegeben wurde. Ich verspreche, jedem Angriff auf die Freiheit und der Tyrannei Widerstand zu leisten, wo auch immer sie auftreten mögen.“

Es wäre schön, wenn ihr einige Bilder eurer Gedenkveranstaltung machen könntet, wir würden diese dann hier und auf unseren Facebook- und Instagram-Profilen teilen (bitte achtet deswegen bei der Bilderauswahl darauf, dass Gesichter von Teilnehmenden im Zweifelsfall gepixelt werden. Danke).

Die Sprecher*innen der Vernetzung – Diana Hennig, Thomas Jacob und Felix Hoffmann